Mehr Kraftstoffe aus Biomüll – Wie geht das?

Insgesamt fielen im Jahr 2016 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 22,3 Mio. Mg an biologisch abbaubaren Abfällen an. Hiervon wurden bisher aber nur 15,6 Mio. Mg auch in biologischen Behandlungsprozessen (Vergärung, Kompostierung, u.a.) eingesetzt. Somit landen also noch bis zu 6,7 Mio. Mg geeigneter Abfälle bisher nicht dort, wo sie sinnvoller Weise eingesetzt werden sollten.

Quelle: Eigene Einschätzungen auf der Basis von Daten von Destatis für das Jahr 2016

Potenziale zum Ausbau der Vergärung und Kompostierung oder an anderen Verwertungen hierfür gut geeigneter Abfällen, wie z.B. zur Futtermittel- oder zur Fettsäureaufbereitung bestehen v.a. für noch entsprechende Anteile

· der Abfälle aus der Nahrungsmittelverarbeitung,

· biologisch abbaubarer Abfälle im Restmüll („Graue Tonne“) sowie für

· biologisch behandelbare Abfälle aus Gewerbe, Handel und Gastronomie.

Ein Konzept für diese Vorgehensweise zeigt die folgende Abbildung. Über die Vergärung dieser Abfälle können so Biogas für die direkte energetische Nutzung oder v.a. für die Nutzung als Kraftstoffe nach einem weiteren Aufbereitungsschritt gewonnen werden.

Sieht man sich das Potenzial der Abfälle aus der Nahrungsmittelverarbeitung noch etwas genauer an, dann wird deutlich, dass in nahezu allen Bereichen der Herstellung von:

· Getränken (alkoholisch, nicht alkoholisch),

· Molkereiprodukten,

· Konserven,

· Tiefkühlkost,

· Backwaren und -vorprodukten,

· Süßwaren und Knabberartikeln,

· Fleisch und Wurstwaren,

· Fisch- und Fischprodukten,

· Kaffee, Tee, Kakao und deren Produkten,

· Fetten und Ölen,

· sonstigen Lebensmitteln (Fertigprodukte, Obst und Gemüse, Getreideprodukte)

· Heimtierprodukten sowie

· Agrarerzeugnissen (Pflanzen und Blumen, Pflanzensamen und Düngemitteln)

noch Potenziale für den Ausbau der biologischen Behandlung bestehen. Bisher werden zwar bereits 70% der Abfälle aus diesen Bereichen biologisch behandelt, aber eben auch 30% oder rund 1 Mio. Mg der Abfälle dieser Industriebereiche noch nicht.

Quelle: Abschätzung in einem eigenen Stoffstrommodell auf der Basis der Daten von Destatis für das Jahr 2016

Dabei bestehen insgesamt erhebliche Potenziale zur Behandlung dieser industriellen Abfälle v.a. in der Vergärung (rd. 2,5 Mio. Mg) oder alternativ direkt zur Futtermittelverarbeitung und für die Fettsäureaufbereitung (rd. 0,6 Mio. Mg). Lediglich spezifische Abfälle aus der Fleisch- und Wurstverarbeitung oder der Fischverarbeitung müssen entsprechend der Vorschriften anderen Entsorgungsverfahren zugeführt werden (rd. 0,4 Mio. Mg).

Quelle: Abschätzung in einem eigenen Stoffstrommodell auf der Basis der Daten von Destatis für das Jahr 2016
Quelle: Abschätzung in einem eigenen Stoffstrommodell auf der Basis der Daten von Destatis für das Jahr 2016

Wir sollen somit in Deutschland die Chance ergreifen, die in der biologischen Nutzung dieser Abfälle aus Haushalten sowie aus Industrie, Gewerbe, Handel und Gastronomie insgesamt noch liegt. Hierfür sind aber v.a. Investitionen in neue Anlagen zur biologischen Behandlung dieser Abfälle notwendig, was wiederum Entscheidungswillen und Entschlossenheit der künftigen Investoren benötigt.

Auch jeder einzelne Bürger kann durch Mülltrennen hierzu einen Beitrag leisten. Theoretisch. Denn laut Gesetz sind die Kommunen für die Getrenntsammlung verantwortlich und wie sie die diese umsetzen, etwa durch ein Bring- oder ein Holsystem für Bio- und Gartenabfälle, können die Kommunen frei entscheiden: So ist fast jeder vierte Bürger in Deutschland noch nicht an die Bioabfallsammlung angeschlossen. Das muss sich zügig ändern, um die weiteren Investitionen in die Anlagen zur Bioabfallbehandlung auch über die noch bestehenden Potenziale aus dem Restmüll der Bürger zu ermöglichen.

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