Wie können wir die Vermüllung der Städte verhindern?

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) beklagt in einer aktuellen Pressemitteilung sagenhafte 18 Mio. Tonnen Abfall pro Jahr, die wir Bürger in Deutschland einfach so im öffentlichen Raum entsorgen und macht sich genauso wie die Entsorger bedeutender deutscher Großstädte, wie Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt oder Leipzig zudem um die Mediterranisierung des Lebens in Deutschland. Dabei geht es im Kern um alte und neue Erscheinungsformen eines urbanen „Outdoor-Lebens“: Um die Neuentdeckung von städtischen Ufern und Wasserlagen und Strände sowie als Begleiterscheinung um den bedenkenlosen Umgang der Bevölkerung mit Ihren Abfällen im öffentlichen Raum. Recht so, weil diese unangenehme Seite des sonst willkommenen neuen Lebensgefühls ist so nicht mehr länger hinnehmbar.

Die Europäische Union macht sich in Ihrer aktuellen Kunststoffstrategie ebenfalls Ihre Gedanken, zu Einwegkunststoffen, die nach Angaben der EU 50% der Abfälle an europäischen Stränden ausmachen und zur Meeresvermüllung beitragen: „Die Art und Weise, wie Kunststoffe produziert und entsorgt werden, sei eine verpasste wirtschaftliche Chance und gleichzeitig eine Bedrohung für die Gesundheit der Bürger“, so Frans Timmermans, Vize-Präsident der EU-Kommission, der zudem vor zwei Monaten vorstellte, bis Ende Mai 2018 einen Rechtsakt zu Einwegkunststoffen, überwiegend ebenfalls Verpackungen oder Kunststofftüten, vorzuschlagen: Prävention und Substitution sollen hierin die beiden Schlüsselworte innerhalb der EU-Strategie sein. Wir dürfen also gespannt sein, was uns aus Brüssel in Kürze hierzu ereilen wird?

Zudem verfolgt die EU innerhalb Ihrer Kunststoffstrategie das Ziel, bis zum Jahr 2030 alle Kunststoffverpackungen wiederverwendbar oder recycelbar zu bekommen. Dem kommen Unternehmen, wie die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) geistesgegenwertig sogar zuvor und verkünden, bis zum Jahr 2025 sämtliche Kunststoffverpackungen für Eigenmarken zu 100% recyclingfähig gestalten zu wollen. Zudem sollen bereits verwirklichte Maßnahmen, zum Beispiel zur Wiederverwendung von Folienmaterial, weiter vorangetrieben werden.

Was aber nützen alle diese Vorstellungen, wenn die Bürger in Europa da nicht mitspielen und sich im öffentlichen Raum nicht nach den Regeln der Brüsseler Politiker verhalten wollen?

Auch in Deutschland diskutieren wir hier ernsthaft über die Sinnhaftigkeit der Einführung einer Kunststoffsteuer auf Einwegverpackungen, die aber erwartungsgemäß sofort im Duett von den Handel und auch dem Bundesumweltministerium vehement abgelehnt wird und zudem nicht mit dem Verpackungsgesetz, den Dualen System und auch nicht mit dem Pfand auf Einweggetränkeflaschen harmoniert.

Ich hätte hier aber einen noch viel radikaleren Vorschlag, der offenbar sogar in Entwicklungs-ländern, z.B. aktuell in Ruanda wunderbar funktioniert: Mit einem konsequenten Verbot der Erzeugung, Anwendung und des Imports von

Kunststofftragetaschen aller Art, hat es das Land geschafft, seine Bürger sehr erfolgreich zur Verbesserung der Hygiene und zur Vermeidung der Vermüllung in den Städten und auch in den ländlichen Regionen zu erziehen (siehe 3Sat-Beitrag, Müll-Meister Deutschland vom 19.4.2018, 20:15h).

Warum wollen wir uns in Europa also eines solchen Modells, übertragen auf bestimmte Kunststoff- und Verbundeinwegprodukte, wie Tüten, Tragetaschen, aber auch Coffee-to-Go-Becher oder sogar Einweggrills(to-Go!) verwehren, wenn es offensichtlich das Problem, dass mit der Mediterranisierung des Lebens in Europa stattfindet, erfolgreich angehen könnte. Damit ich mit dieser Idee nicht falsch verstanden werde, hiermit sind explizit nicht die Kunststoff- und Verbundverpackungen des Handels gemeint, den die sind im Dualen System und damit in der „Gelben Tonne“ gut aufgehoben, auch wenn die Recyclingfähigkeit der mehrlagigen Kunststoffverbunde oder PET-Schalen in den kommenden Jahren auf der Basis des neuen Verpackungsgesetzes ab 2019 hier noch deutlich verbessert werden muss. Auch nicht gemeint sind sinnvolle Mehrwegverpackungen, wie z.B. wiederverwendbare Coffee-to-Go-Becher, u.a.

Am Ende steht dahinter natürlich eine ganz grundsätzliche Frage der Philosophie: Will ich den Bürger in Europa bewusst einschränken oder scheue ich dieses Instrument, wie der „Teufel das Weihwasser“, um Ziele zu erreichen, die der VKU und andere so deutlich mit „Vermüllung“ der Städte beklagen. Meine Meinung hierzu kennen sie bereits und was ist Ihre?

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